“Endlich Heimat?: Eine queere weihnachtliche Kurzgeschichte” von Lili B. Wilms

“Endlich Heimat?: Eine queere weihnachtliche Kurzgeschichte” von Lili B. Wilms

Verlag: Self-Publishing

ASIN: B08QGZ3DJB

eBook: ca. 45 Seiten

Release: Dezember 2020

Genre: Contemporary

Teil einer Reihe: –

© Klapptext, Zitat- und Coverrechte: Lili B. Wilms

Vorweg möchte ich mich noch ganz herzlich für das bereitgestellte Rezensionsexemplar bedanken.
Laut Gesetzgebung fällt dieser Beitrag dadurch unter „Werbung“!

Beschreibung:

Was geschieht, wenn sich zwei Menschen begegnen, die einander zu kennen glaubten und sich doch fremd sind.

Jahre nach dem Beginn seiner Transition, kehrt Jan wegen eines Jobangebots in seine Heimatstadt zurück und trifft dort unerwartet auf Patrick. Patrick, der ihn bereits zu Schulzeiten fasziniert hat. Patrick, der zunächst keine Ahnung hat wer da vor ihm steht.

Bei Glühwein und einem Abend im vorweihnachtlichen München, lernen sich die beiden neu kennen. Aber reichen ihnen wenige Stunden, um zu verstehen, was hinter der gegenseitigen äußerlichen Anziehung verborgen liegt?

Mein Eindruck:

Eigentlich fühle ich mich eher in dicken Schmökern zuhause. Ich liebe es für längere Zeit in eine Erzählung einzutauchen und die fiktive Welt so möglichst detailreich zu entdecken. Ab und an überkommt mich aber die Lust nach etwas Kurzem, einer Momentaufnahme. „Endlich Heimat?“ greift das Thema Transidentität auf und ich war wirklich neugierig, wie Lili B. Wilms das auf so wenigen Seiten umgesetzt hat.

Der erste Satz:
– Mit schnellen Schritten eilte Jan die letzten Stufen der U-Bahnstation hoch. –

Die Rückkehr nach München ist für Jan mit widersprüchlichen Gefühlen behaftet. Eigentlich will er nicht in seine alte Heimat zurück, die Vergangenheit ist dort allzu präsent. Er hat dieser Stadt vor Jahren den Rücken gekehrt. Er war ein anderer als er ging und sich ein neues Leben, SEIN neues Leben aufbaute. Will er wieder die Zelte abbrechen und für einen Job noch einmal völlig neu anfangen? Und vor allem – will er einen einzigen Abend die Gewichtung schenken, darauf Einfluss zu nehmen?

– Vielleicht, dachte er, vielleicht ist das ja mein kleines Weihnachtswunder. Vielleicht muss ich einmal nicht kämpfen. Vielleicht ist alles gar nicht so schwer. – (S. 38)

Lili B. Wilms erzählt hier sehr unaufgeregt, aber trotzdem emotional Jans Zusammentreffen mit seiner Vergangenheit und meiner Meinung macht gerade das den Charme dieser Geschichte aus. Die Annäherung mit Patrick wirkt nicht überhastet und auch Jans Transition ist lediglich ein Fakt, der nicht unnötig breitgetreten wird. Der Focus liegt auf zwei Menschen, die voneinander angezogen sind, deren Kennenlernen aber noch ganz am Anfang steht. Ich fand es großartig, dass es keine großen Liebesschwüre und Zukunftsplanungen gab, sondern eine Begegnung, wie sie tatsächlich geschehen sein könnte. Für mich macht diese „Normalität“ die Kurzgeschichte absolut authentisch und ich hoffe die Autorin kehrt irgendwann wieder zu den beiden zurück. Denn ich für meinen Teil würde gerne mehr von ihnen erfahren, als diesen Abend kurz vor Weihnachten.

„Endlich Heimat?“ war für mich eine positive Überraschung und ich lege die Geschichte jedem ans Herz, der sich einen Abend lang ins winterliche München entführen lassen möchte.

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