“Berlin – Rostiges Herz” von Sarah Stoffers

“Berlin – Rostiges Herz” von Sarah Stoffers

Verlag: Amrûn Verlag

ISBN: 978-3958693739

Softcover: 428 Seiten

Release: November 2018

Genre: Dystophie, Steampunkt, Fantasy

Teil einer Reihe: –

 

© Klapptext, Zitat- und Coverrechte: Amrûn Verlag

Vorweg möchte ich mich noch ganz herzlich für das bereitgestellte Rezensionsexemplar bedanken.

Laut Gesetzgebung fällt dieser Beitrag dadurch unter „Werbung“!

Beschreibung:

“Sie war das eine Mädchen, das ich nicht haben konnte, und das seit vielen Jahren schon.”

Berlin, die rastlose Stadt am Meer. Hier ragen die Türme der Zauberer bis in den Himmel. Im Schein der Glühlichter werden rauschende Partys gefeiert. Zucker wird in Gold aufgewogen und die Geheimpolizei wacht über den zerbrechlichen Frieden zwischen Zauberern und Erfindern.

Die Erfinderin Mathilda liebt ausgerechnet Rosa, die Tochter des magischen Großmeisters von Berlin. Genau wie der Zauberlehrling Fidelio. Beide wollen Rosa auf deren Geburtstagsparty ihre Gefühle gestehen, doch sie sind nicht die einzigen mit Plänen für den Abend. Ein Mörder hat sich unter die Gäste gemischt. Die Erfinder planen eine Rebellion gegen die Zauberer. Und tief unter der Stadt liegt ein uraltes Geheimnis verborgen.

Eine Reise in ein dystopisches Berlin für alle Freunde von magischem Steampunk und LGBT-Geschichten.

Mein Eindruck:

Buchcover sind wie die Visitenkarte einer Geschichte. Manchmal sind sie absolut treffend, manchmal verbirgt sich hinter einer wundervollen Aufmachung eine herbe Enttäuschung, und genau so hinter einem nichtssagenden, oder auch abschreckenden ersten Bild etwas richtig Geniales. Bei „Berlin – Rostiges Herz“ war ich wirklich gespannt, ob die Erzählung hält, was dieses gigantisch schöne Cover verspricht. Sie tut es!

Die Menschheit hat die Welt an den Rand des Abgrunds getrieben. Ein atomarer Krieg und der extreme Klimawandel haben das Gesicht der Erde verändert. Fruchtbare Gebiete wurden zu Wüsten, London ging in den Fluten unter und das Berlin, wie wir es heute kennen, gibt es nach der Epoche der dunklen Jahren nicht mehr. In dieser Zeit, in der die Menschheit am Boden lag, kam längst Vergessenes wieder zu Tage. Menschen mit der Gabe der Magie und Wesen, die wir heute nur aus phantastischen Geschichten kennen, betraten neben den normalen Überlebenden abermalig die Bühne. Circa 800 Jahre nach Beginn der neuen Zeitrechnung pulsiert in den Überresten unserer Hauptstadt wieder das Leben. Sarah Stoffers hat mich an die Hand genommen und mich in dieses andere Berlin entführt. Ich bin eingetaucht in die schillernde Welt der Zauberer und durch die engen, lauten und dreckigen Straßen gelaufen, die die Werkstätten der Erfinder beherbergen, und ich habe Mathilda und Fidelio auf ihrer spannenden Suche nach der Wahrheit, die so viel tiefgreifender ist, als zuerst vermutet, begleitet.

– Auf den Straßen drängten sich die Menschen. Sie riskierten Körperteile, wenn sie vor Omnibusse sprangen oder zwischen Bierkutschen hindurch schlüpften. Zu allen Seiten gellten Hupen auf, laut genug, um das Hämmern zu übertönen. … Zwischen den Backsteinmauern und den Blechverschlägen staute sich die Hitze, bis die Luft über dem Pflaster flirrte. In den Kanälen warf das braune Wasser schmatzende Blasen. Es roch, also ob etwas Großes darin gestorben wäre, ein Leviathan etwa, oder einer der letzten Drachen. – (S. 76)

Die Autorin besitzt eine ausgeprägte Liebe zum Detail, was sich in dem toll ausgebauten Setting, in den vielen unterschiedlich gezeichneten Haupt- und Nebencharakteren aber auch in vielen kleinen Feinheiten innerhalb der Geschichte wiederspiegelt. Einer dieser, nicht nur im sprichwörtlichen Sinne, Farbtupfer und gleichzeitig eines meiner Highlights ist ein kleiner Kolibri, eine Illusion, die für Fidelio als Geschenk von seiner Lehrmeisterin erschaffen worden ist. Dadurch, dass die Geschichte zum größten Teil entweder aus Mathildas oder Fidelios Sicht erzählt wird, bekommt man direkten Zugang zu ihren Gedanken und Empfindungen, was die Figuren für mich sehr greifbar machte. Gleichzeitig werden auch die jeweiligen Eigenheiten von Erfindern und Zauberern, von Rostfressern und Fingerschnipsern, wie sie sich gegenseitig abschätzig betiteln, und auch deren angespanntes Verhältnis zueinander deutlich. Es brodelt unter der Oberfläche. Die Entwicklung, die sich ändernde gegenseitige Wahrnehmung, die die Erfinderin und der Zauberer durchlaufen, während sie sich auf die Suche nach demjenigen machen, der ihnen die Frau, die sie lieben, genommen hat, fand ich großartig. Durch einige unvorhergesehene Wendungen bleibt die Story bis zum Schluss absolut spannend und unvorhersehbar. Einige Fragen bleiben allerdings unbeantwortet und würden Raum für eine Rückkehr in die verfallenen U-Bahn-Tunnel, die engen Gassen und die prunkvollen Türme Berlins schaffen. Ich würde mich sofort wieder mit auf die Reise begeben.

„Berlin – Rostiges Herz“ ist ein Buch voller Überraschungen, mit außergewöhnlichen Schauplätzen und unverwechselbaren Charakteren. Steampunkt – dystopisch, magisch – der aber trotz seines Detailreichtums nicht überladen wirkt und meiner Meinung nach auch für Leser etwas ist, die der technisierten Fantasy ansonsten skeptisch gegenüberstehen. Von mir bekommt die Geschichte um das Geheimnis im Herzen Berlins eine 100%ige Leseempfehlung.

 

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