Verlag: Ach je Verlag
ISBN: 978-3947720477
Softcover: 500 Seiten
Release: Juni 2020
Genre: Science-Fiction
Teil einer Reihe: –
1. Ace in Space
2. Ace in Space – Trident (Spin-off)
© Klapptext, Zitat- und Coverrechte: Ach je Verlag
Vorweg möchte ich mich noch ganz herzlich für das bereitgestellte Rezensionsexemplar bedanken.
Laut Gesetzgebung fällt dieser Beitrag dadurch unter „Werbung“!
Beschreibung:
Sag deinen Followern, wer du bist.
Sei, was du im Datanet darstellst.
Und dann: Dare to fly!
Desillusioniert von ihrem Heimatkonzern Hadronic Inc. flieht die Pilotin Danai mitsamt gestohlenem Raumjäger zur Jockey-Gang ihrer Mutter. Marlene „Deardevil“ führt die Daredevils an – Fliegerasse, die ihre Stunts und kleinkriminellen Aufträge direkt ins Datanet streamen und von ihren Followern dafür geliebt werden.
Danai hat wenig Lust auf Follower und Social Media, aber Fliegen kann sie wie der Teufel. Der Daredevils-Anwärter Kian braucht ihr Talent für eine Stuntflugshow, die verschleiern soll, dass sie einer unabhängigen Siedlung auf Valoun II gegen die Luftangriffe eines Megakonzerns helfen – genauer gesagt: gegen Hadronic Inc.
Und so navigiert Danai mit vollem Schub in den Konflikt zwischen Anonymität, Ruhm und Zivilcourage, zwischen Kian und seine Ex-Freundin Neval, zwischen die Egos der Daredevil-Jockeys und die Fallstricke ihrer eigenen Persönlichkeit.
Der neue Roman von Judith & Christian Vogt zu ihrem Sci-Fi Rollenspiel „Aces in Space“!
Mein Eindruck:
Science-Fiction ist eines der Genres, die ich wirklich gerne lese. Trotzdem ist mein letzter Ausflug in ferne Welten schon Lichtjahre her. „Ace in Space“, die neueste Veröffentlichung des Autorenduos Vogt, hat mich dann doch so neugierig gemacht, dass ich nicht daran vorbeigekommen bin. Der Grund – ihre Storys bringen oftmals queeren Content und Diversität mit.
Der erste Satz:
– //LOGGTUBE KoCoCo – KobeniCorpCombat – Wähle deinen Lieblingscorp! –
Danai Zustand könnte man glatt als schwebend bezeichnen. Ihr altes Leben hat sie hinter sich gelassen. Sie ist geflohen, vor den fragwürdigen Geschäftsmethoden ihres Arbeitgebers, der bis dahin ihr ganzes Leben beeinflusst hat, und vor ihren Schuldgefühlen. Angekommen ist sie in ihrem neuen Leben aber noch nicht, ist das doch völlig konträr zu dem, was sie eigentlich will – unsichtbar werden, möglichst lange unterm Radar von Hadronic durchzuschlüpfen. Die Welt der Jockeys besteht allerdings aus einem Höher, Schneller, Weiter und jeder ist darauf aus, sich zu profilieren, gesehen zu werden, möglichst viele Likes im Datanet zu generieren. Likes sind gleichzusetzen mit Anerkennung, Erfolg und letzten Endes auch mit Geld. So ist die Gang auch nicht sonderlich erfreut, dass Danai, als Tochter der Präsident, sofort zum Vollmitglied aufsteigt, ohne je etwas dafür geleistet zu haben. Sie muss zeigen, was in ihr steckt, muss sich entscheiden zwischen Angriff und Rückzug, zwischen einem Kampf mit offenem Visier oder der ständigen Flucht vor dem eigenen Gewissen.
– »Weißt du, mir ist aufgefallen, dass Quetzal unsere Wertung anführt – wenn Quetzal nicht wär, wärt ihr schon so was von abgeschmiert, aber er hält euch im Rennen. Wird er, sie, xier oder was auch immer das Cockpit verlassen, wenn wir ihm den goldenen Anstecktotenkopf der Woche verleihen oder so was?« – (S. 348)
Ich muss zugeben, dass ich die ersten ein, zwei Kapitel leichte Schwierigkeiten hatte, im Buch anzukommen. Zum einen steckt man gleicht bis zum Anschlag in der Welt des Datanets und der Jockey-Gangs des Kobeni-Gürtels, ist mit Slangausdrücken und relativ viel Information konfrontiert. Zum anderen setzten die Vögte auf eine genderneutrale Schreibweise und auch bei Pronomen wird non-binary mit bedacht (sie/ihr, er/ihm, xier/xiem). Diversität wird generell großgeschrieben. Neben queeren Figuren, People of Color und Menschen mit Handicap werden auch traditionelle Beziehungsformen aufgebrochen, Polyamorie oder auch rein körperlichen Verbindungen haben in dieser Zukunft nichts anrüchiges mehr – man ist offen für alles. Das Autorenduo verpackt diese bunte Vielfalt sehr gekonnt in der Story, es wirkt nicht gewollt oder belehrend, sondern ist Teil der beschriebenen Gesellschaft. Etwas, von dem wir in der Realität leider noch sehr weit entfernt sind.
Nach dem etwas holprigen Start entwickelt sich die Story um Danai, Kian, Neval und die Jockeys der Deardevils für mich aber zu einem richtigen Pageturner. Action, emotionale Aspekte und soziale Themen vereinen sich zu einem mitreißenden Ganzen, dem, mit den Interaktion im Datanet und dem immer wieder durchblitzende Humor, meiner Meinung nach das Sahnehäubchen aufgesetzt wird. Wie sich die Erzählung, die Konflikte mit ihren unterschiedlichsten Lösungswegen, und parallel dazu die Figuren entwickeln, fand ich absolut großartig. Eine Überraschung war für mich, welche Bedeutung das Cover für die Geschichte hat. Ich finde es immer wundervoll, wenn man während des Lesens einen ganz anderen Blick darauf erhält, wenn sich die Puzzleteile zusammenfügen und klar wird, dass Optik und Inhalt perfekt zusammenpassen.
Judith und Christian Vogt haben ihre Geschichte in ein grandioses Setting eingebettet. Valoun II mit seiner kargen Schönheit, den sehr speziellen Lebensformen darauf, Asteroidenfelder, umfunktionierte oder verlassene Bohrstationen im All und natürlich der Blick aus dem Cockpit. Was ich als sehr positiv empfinde ist, dass die Technik der Zukunft zwar präsent ist, die Story aber nicht davon erdrückt wird, und somit auch nicht so affine Leser einen leichteren Zugang bekommen.
„Ace in Space“ ist in meinen Augen ein rundum gelungener Science-Fiction Roman, der mich mit seiner Mischung aus unterhaltsamer Jockey-Kultur, einer etwas ungewöhnlichen Love-Story und dem Kampf gegen einen übermächtig erscheinenden Gegner absolut abholen und begeistern konnte. Die Story ist auf geradem Weg in das Regal meiner diesjährigen Highlights eingezogen und ich möchte sie jedem ans Herz legen, der sich zutraut in eines der Cockpits zu steigen, um Princess und Prophet herauszufordern.