“Samuel – einfach richtig” von Hanni Fux

“Samuel – einfach richtig” von Hanni Fux

Verlag: MAIN Verlag

ISBN: 978-3959494229

Softcover: 160 Seiten

Release: September 2020

Genre: Contemporary

Teil einer Reihe: –

 

© Klapptext, Zitat- und Coverrechte: MAIN Verlag

Vorweg möchte ich mich noch ganz herzlich für das bereitgestellte Rezensionsexemplar bedanken.

Laut Gesetzgebung fällt dieser Beitrag dadurch unter „Werbung“!

Beschreibung:

Samuel und Jasper kennen sich seit ihrer Kindheit. Eine tiefe Freundschaft verband die beiden. Nur, dass Samuel damals noch Nathalie hieß. Zwölf Jahre später treffen sie sich wieder. Was zwischen ihnen steht, sind Jahre der Sprachlosigkeit, aber vor allem ein Missverständnis, das sie beinahe ihre Freundschaft gekostet hätte. Dieses verlorene Vertrauen wieder aufzubauen, erfordert mehr Kraft, als sie für möglich gehalten hätten. Was macht Männlichkeit aus? Was tiefe Freundschaft? Und was wahre Liebe?

Mein Eindruck:

Bücher mit queeren Charakteren, ob schwul oder lesbisch, gibt es inzwischen zuhauf und auch in den großen Verlagshäusern sind sie vertreten. Eine Entwicklung, die absolut begrüßenswert ist. Sucht man allerdings speziell nach dem Thema Transgender bzw. Transidentität wird man nur schwer fündig. Mit „Samuel – einfach richtig“ nimmt Hanni Fux sich dieser sensiblen Materie an und nach einer kurzen Leseprobe war für mich klar, dass ich Samuels Geschichte komplett kennenlernen muss.

Der erste Satz:
– Niemals wieder würde ich einen Tag so verfluchen wie diesen. –

Warum Nathalie sich plötzlich Samuel nennt ist Jasper nicht ganz klar, aber es ist egal, denn für ihre Freundschaft ist es irrelevant. Auch die räumliche Trennung, als Samuel mit seien Eltern in die Staaten geht, vermag an der tiefen Verbindung zwischen den beiden nichts zu ändern. Trotzdem, oder gerade deswegen, gibt es dann aber einen Cut, der zwölf lange Jahre Funkstille nach sich zieht. In dieser Zeit geht jeder seinen Weg, sie entwickeln sich weiter. Unabhängig voneinander und doch vom anderen beeinflusst, denn die Erinnerungen sind immer präsent, auch, als sie sich nach dieser langen Zeit wieder gegenüberstehen.

– Nimm eine Decke: sie wärmt, sie umhüllt, sie schenkt dir Behaglichkeit. Und nun stell dir eine schwere Decke vor, die um dich herum festgezurrt wird, bis du dich nicht mehr bewegen kannst. Du möchtest sie lösen, schaffst es aber nicht. Sie engt dich ein, zwängt dich in eine Form, in der du nicht sein willst, nie sein solltest! Sie hindert dich daran, die frei zu bewegen, zu atmen. Sie presst dich immer stärker in eine Schablone, in die du einfach nicht gehörst – nie gehört hast! Du siehst dich im Spiegel, aber das, was du dort siehst, hat die Decke aus dir geformt. Nichts davon bist du. Nichts! Weil du dich anders anfühlst – anders bist. – (S. 35)

Hanni Fux geht das Thema Transidentität sehr feinfühlig an. Sie schafft ein Verstehen für Samuel, dafür, wie es sich für ihn anfühlt, im falschen Körper geboren worden zu sein, für seine Ablehnung von diesem und seiner allgegenwärtigen Frage: Was macht mich zum Mann? Es ist ein schwerer Weg voller Zweifel, den Samuel gehen muss, bis er für sich eine Antwort auf diese alles entscheidende Frage erhält.

Mit Jasper hat ihm die Autorin jemanden zur Seite gestellt, der Samuel so annimmt, wie er ist. Er presst ihn nicht in eine stereotype Form, sondern unterstützt lediglich dessen Entscheidungen. Jasper schenkt ihm Vertrauen und Zeit, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Mit der Berufswahl als plastischer Chirurg für geschlechtsangleichende Operationen hat die Autorin zudem die medizinische Seite dieser komplexen Thematik sehr elegant verpackt.

Der Schluss mag vielleicht so manche(n) Leser*in etwas ratlos zurücklassen. Für mich ist er absolut perfekt, denn wie sich Männlichkeit definiert, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Hanni Fux hat mir „Samuel – einfach richtig“ etwas Wundervolles geschaffen. Eine Geschichte, darüber, sich selbst, seine Mitte zu finden und über die Akzeptanz der Vielfalt. Manchmal schonungslos direkt, manchmal einfühlsam und emotional. Von mir gibt es dafür eine absolute Leseempfehlung.

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